Freitag, 8. Juli 2011

„Blass mir hint aini"

Neulich wurde ich auf eine Lücke in meiner bruchstückhaften Bildung hingewiesen: Mozarts  "Leck-mir-im-Arsch“ Kanon (KV 231) und „Leck mir den Arsch“, KV 233.



Fazit: Jetzt ist mir Mozart nur noch sympathischer. :)


Zitat:
„Mozarts Vorliebe für die abgründigen Seiten der menschlichen Existenz zeigt sich in einem wieder entdeckten kleinen Werk: dem "Leck-mir-im- Arsch"-Kanon (KV 231). Die Anekdoten um dessen Entstehungsgeschichte sind widersprüchlich. Constanze Mozart, so eine Version, hat nach Mozarts Tod diverse Manuskripte an den Verlag Breitkopf & Härtel geschickt, unter denen sich drei "Leck-mir-im-Arsch"-Kanons befanden. Constanze bat darum, die Texte zu entschärfen. So wurde das ursprüngliche "Leck mir im Arsch" umgedichtet zu "Laßt froh uns seyn" - und liegt jetzt wieder mit der ursprünglichen Textzeile vor. Für "Das kleine Mozart- Compendium" haben die renommierten Salzburger Comedian Harmonists den Original-Kanon im Mozarteum Salzburg neu eingesungen.“

Im Folgenden Ausüge aus Mozart Briefen:

"Das ist curiös! ich soll was gescheutes schreiben und mir fällt nichts gescheides ein" - So beginnt der erste Brief des Komponisten an seine in Augsburg lebende Base, die er liebevoll "Bäsle" nennt. Das Thema der Uninspiriertheit zieht sich durch die gesamte Korrespondenz, von der leider nur neun an die Cousine gerichtete Briefe erhalten blieben. Dass Mozart nichts "Gescheutes" einfiel, hielt ihn nicht etwa vom Schreiben ab. Die zwischen 1777 und 1781 entstandenen Briefseiten sind trotz vorgeblicher Beschwörungen des "nothwendigen" oder "vernünftigen" mit purem Nonsens gefüllt, mit anarchischen Sprachspielereien und vulgären Zoten, wie sie der seit Falco so genannten Exaltiertheit des genialen Charakters entsprechen.

Die Briefe beginnen oft verspielt harmlos, mit Reimen wie "bäsle-häsle" oder "prälat-salat". Hat sich das Wunderkind einmal warm geschrieben, geht es derb zur Sache: "iezt wünsch ich eine gute nacht, scheissen sie ins beet daß es kracht; schlafens gesund, reckens den arsch zum mund". Eine unbändige Lust am ordinären Wortspiel und am Reim spricht aus den Briefen, die mit Harmlosigkeiten wie "Der aufrichtige wahre Vetter bei schönen und wilden Wetter" unterschrieben sein können, genauso gut aber auch mit "W. A. Mozart. Sch: scheißen, das ist hart." Eine Datumsangabe lautet "1709ni, blass mir hint aini".

Gefällt dem begnadeten Improvisateur und anarchischen Stilisten beim Schreiben ein zufällig angeschlagener Ton, variiert er ihn so lange, bis er ausgereizt ist und abrupt fallen gelassen wird: "ja ja, ich bin meiner sache gewis, und sollt ich heut noch machen einen schiss, obwohl ich in 14 Tägen geh nach Paris. wenn sie mir also wolln antworten, aus der stadt Augsburg dorten, so schreiben sie mir baldt, damit ich den brief erhalt, sonst wenn ich etwa schon bin weck, bekomme ich statt einen brief einen dreck. dreck! - - dreck! - o dreck! o süsses wort! - dreck! - schmeck! auch schön! - dreck, schmeck! - dreck! - leck - o charmante! - dreck, leck! - das freüet mich - dreck, schmeck und leck! - schmeck dreck, und leck dreck! - - Nun um auf etwas anders zu kommen; haben sie sich diese fasnacht schon braf lustig gemacht."

Quelle: