Freitag, 1. Juli 2011

Wer prägte Adolf Hitler?

Wer formte den Reichskanzler des Dritten Reiches dessen einzigartige Radikalität und Borniertheit in der Umsetzung seiner menschenverachtenden Ziele zum blutigsten Krieg in der Geschichte des 20. Jahrhunderts führen sollte. Hitlers Lebensweg sowie die schrecklichen Folgen seines Rassenwahns sind ja bestens bekannt. Aber wer formte, wer inspirierte, wer förderte ihn?

Einer von zahlreichen Ideengebern die Hitler prägten war bekanntermaßen der Publizist, Verleger und früher Anhänger des Nationalsozialismus Dietrich Ekart.

Nur wenige konnten Hitler als „Freund“ betrachten und schon gar nicht als einen „lieben Freund“. Doch Ekart war sogar noch mehr. Er war Hitlers Förderer, Mentor und zugleich Vaterfigur. Angeblich kaufte er Hitler seinen ersten Trenchcoat, verhalf ihm zu seinem ersten Flug in einem Flugzeug und nahm ihn zum ersten Mal zu einer Berliner Theateraufführung mit. Ekart half Hitler nicht nur beim Verfassen seiner ersten Artikel, sondern er veröffentlichte sie auch. Und er führte Hitler in seinen gutsituierten Bekanntenkreis mit den Worten ein: „Das ist der kommende Mann Deutschlands, von ihm wird die Welt einmal sprechen.“

Da Hitler unweit entfernt von Ekarts Büro in München wohnte (Thierschstraße 41), konnte Ekart mühelos Einfluss auf die Laufbahn des jungen Mannes nehmen. In Begleitung des bekannten Publizisten erhielten Hitlers Bierkellerattitüden damit die nötige Seriosität. Ekart inszenierte Hitler regelrecht als öffentliche Person. Gleichzeitig wurden Pressefotographen daran gehindert Fotos von Hitler zu machen. Mit seinem Gespür für das Theatralische enthielt Ekart der Presse jegliche Bilder von Hitler, um ihm dadurch einen geheimnisvollen Nimbus zu verleihen. Der Saalschutz wurde angewiesen, gegen Fotografen vorzugehen, wenn diese versuchen sollten, Aufnahmen von Hitler zu machen. Meistens wurde bei Zuwiderhandlungen von Ekarts Anordnungen der Film mit Gewalt entfernt. Dabei ging natürlich auch die eine oder andere Kamera zu Bruch.

Als der Journalist William Randolph Hearst für einen Artikel um ein Foto bei Ekart nachfragte, verlangte dieser angeblich 30 000 Dollar. Wer Hitler sehen wollte, musste also zu einer Veranstaltung gehen und sich eine Rede anhören. Zu jener Zeit (1923) als Hitler mühelos die größten Säle Münchens füllte und die Presse regelmäßig über ihn berichtete, war sein äußeres Erscheinungsbild, zumindest in den Gazetten, aufgrund mangelnder Fotos, so gut wie nicht bekannt. Vor allen schrieb Ekart Hitler die Rolle des berüchtigsten Antisemiten auf den Leib. Hitler selbst erklärte, bevor er Ekart kennengelernt habe, sei ihm antisemitisches Gedankengut oder antisemitische Rhetorik nur gelegentlich untergekommen. Unter Ekarts Führung nahm Hitlers Antisemitismus Form und Richtung an und gewann an Feuer. Insbesondere rechnete Hitler es als Ekarts Verdienst an, die Verbindung zwischen Juden und Bolschewisten hergestellt zu haben.

Ein anderer Mann der Hitler sehr stark beeinflusste war der Amerikaner Madison Grant. Beide sind sich im realen Leben zwar nie persönlich begegnet, jedoch Grants Buch „Der Untergang der großen Rasse“ war nachweislich in Hitlers Besitz. Hitlers Bibliothek umfasste ca. 16 000 Bücher. Damals nannte man Grants Buch auch eine „Amerikanische Bibel“.

Adolf Hitlers Ausgabe von Grants Werk ist im Katalog der Library of Congress unter der Signatur GN575.G754 1925 erfasst und teilt sich den Regalplatz im Magazin für seltene Bücher und Handschriften im Thomas Jefferson Building mit verschiedenen anderen Publikationen. Dieses Buch allerdings hinterließ bei Hitler einen unauslöschlichen Eindruck.

In den zwanziger Jahren und auch noch zu Beginn der dreißiger Jahre prägten Grants Vorstellungen von der Rolle der Demografie in der Weltgeschichte Hitlers Rassenfanatismus, wie aus seinen Reden und Schriften hervorgeht. Davon war nicht nur der Einzelne in der Gesellschaft betroffen, sondern auch politische Entscheidungen, die Beziehungen zum Ausland und letztlich die Kriegführung, wie sich nach 1933 auf tragische Weise zeigen sollte.

Madison Grant thematisierte in seinem Buch vor allem den Rückgang des nordischen Elements bei den teutonischen Völkern. Welchen Stellenwert Grants Ideen für das NS-Regime allgemein und für Hitler im Besonderen besaßen, zeigt sich auch anhand einer Anekdote die Leon Whitney von der American Eugenics Society schildert.

1934 hatte der amerikanische Veterinär und Autor Leon F. Whitney einen Brief aus der deutschen Reichskanzlei erhalten, in den er um ein Exemplar seines aktuellen Buches „The Case for Sterilization“ gebeten wurde. Whitney schickte das Buch prompt nach Deutschland und erhielt daraufhin einen persönlichen Brief Hitlers, der ihm zu seinem Werk gratulierte. Geschmeichelt zeigte Whitney den Brief Madison Grant bei einer Besprechung in dessen Büro. Laut Whitney lächelte Grant, griff in einen Ordner auf seinem Schreibtisch und holte ebenfalls einen Brief von Hitler hervor, in dem er ihm nicht nur für „Der Untergang der großen Rasse“ dankte, sondern das Buch auch als seine „Bibel“ bezeichnete. Nach seinem Machtantritt im Januar 1933 sollte Hitler Grants „Heilige Schrift“ zur furchtbaren Realität werden lassen.

Fazit:

Achte auf deine Gedanken, denn du bist das was du denkst. Vivekananda.


Quelle: Timothy W. Ryback

http://de.wikipedia.org/wiki/Dietrich_Eckart

http://de.wikipedia.org/wiki/Madison_Grant