Montag, 5. März 2012

Neuer Krisenherd

Jetzt ist es aber genug. Mahmud Ahmadinedschad seines Zeichens Präsident der Islamischen Republik Iran wird jetzt auch noch dafür verantwortlich gemacht, dass die Nürnberger Bratwürste immer teurer werden. Zumindest wenn es nach einem Nürnberger Metzgermeister geht. Dass Ahmadineschad Menschenrechte missachtet und in seiner knappen Freizeit auch gerne mal an Atombomben bastelt dürfte sich ja mittlerweile in der breiten Öffentlichkeit zur Genüge herumgesprochen haben.


Aber dem nicht genug. Jetzt ist er also auch noch dafür verantwortlich, dass die Bratwürste immer teurer werden. Skandal. Denn die nach EU-Recht geschützten, fingerdicken Würstchen dürfen Kraft Verordnung nur von reinem Schafsdarm umgeben sein. Viele dieser Saitlinge kämen eben aus dem Iran, und je mehr sich der Konflikt zwischen dem Westen und dem Iran hochschaukle, desto mehr schraube sich auch der Preis für den Schafsdarm nach oben, klagt der Metzgermeister.

Die Bratwurstsaga beginnt übrigens im Jahre 1313 so die Überlieferung. Damals wurde die erste Garküche eröffnet, sozusagen die Mutter aller Garküchen, wie eine Stadtchronik bedeutungsvoll vermerkt. Gemäß dieser Saga sind die Würstchen auch deshalb so klein, weil die Metzger sie so auch während nächtlicher Sperrstunden verkaufen konnten - durch Schlüssellöcher.

Dem Alarmruf folgen in diesen Tagen nicht nur Berufskollegen des Metzgermeisters, sondern auch zahlreiche andere Medien, beileibe nicht nur solche aus Franken. Bei genauerem Hinsehen jedoch ist die Schuldzuweisung an den Iran mehr als abenteuerlich, da die tatsächliche Lage an der Schafsdarm-Front bei näherer Betrachtung weitaus komplexer erscheint. Geht es allerdings nach Florian Hoeneß, bekanntlich der größte Hersteller von Nürnberger Rostbratwürsten, dann trifft es zwar zu, dass besagte Saitlinge ständig teurer werden. Innerhalb von 20 Monaten habe sich der Preis für Schafsdärme tatsächlich verfünffacht. Seiner Meinung nach treffe den Iran aber keinerlei Schuld an dieser exorbitanten Verteuerung. Wenigstens einer der Mahmud Ahmadinedschad entlastet.

Denn der größte Teil besagter Schafsdärme kommen aus China, Neuseeland und Australien. Dann erst folgen orientalische Lieferländer, von denen wiederum der Iran nur eines von mehreren ist. Laut Hoeneß haben die Preissteigerungen mehrere Gründe. Zum einen werden weltweit weniger Schafe geschlachtet, während zugleich die Nachfrage gestiegen ist.

Auch China exportiere seit geraumer Zeit weniger. Und wie könnte es auch anders sein, es sind natürlich wieder einmal die bösen Spekulanten am Werk, die mit den Schafsdarm-Preisen unverhohlen Jojo spielen. Berücksichtigt man dann noch die unvermeidlichen Währungseffekte, ergibt sich ein ziemlich giftiger Cocktail an Ursachen für die Verteuerung der Nürnberger Rostbratwürste, so jedenfalls Florian Hoeneß.

Nun gut, die Welt hat jetzt wieder einen Krisenherd mehr. Aber eine Welt ohne Krisen wäre ja nun wirklich der totale Supergau.

Als ich übrigens meinem Nachbar - ein ziemlich kauziger Typ - von der neuen Krise erzählte, sagte er wörtlich: „Mich bekümmert das gar nicht. Ich bin Vegetarier. Aber nicht weil ich Pflanzen liebe, sondern weil ich sie hasse.“

http://schaufenster.diepresse.com/home/gourmet/gourmetnews/735751/Bratwurstkrise-wegen-Iran

http://www.freitag.de/community/blogs/bambulie/neuer-krisenherd