Montag, 12. März 2012

Vom Blitzkrieg zum Blitzhandel

Zugegeben ein etwas weiter Bogen aber die Parallele liegt eindeutig im technischen Fortschritt. Neue Techniken sind ja grundsätzlich etwas Erfreuliches auch wenn sie manchmal seltsame Blüten treiben und der Menschheit dadurch nicht immer zum Vorteil gereichen, womit wir beim eigentlichen Thema wären.


Die schrecklichen Eroberungsorgien der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg waren ja in der Hauptsache der technischen Entwicklung im militärischen Bereich geschuldet. Die grauenhafte Premiere des überaus perfektionierten Zusammenspiels zwischen Panzerwaffe und Luftwaffe versetzte die jählings Überfallenen anfangs zuhauf in Angst und Schrecken und ermöglichte somit erst die sprichwörtlich gewordenen Blitzkriege. Anschließend wurden die eroberten Staaten wie immer in der Geschichte auch finanziell ordentlich zur Ader gelassen.

Ähnliches scheint sich nun mittels ausgefeilter Computertechnologie an den Börsen dieser Welt zu wiederholen. Der Feind sind die oft allzu naiven Anleger denen es offensichtlich gilt durch den Blitzhandel den finanziellen Garaus zu machen. Blitzhändler mit riesigen Computern stellen seit geraumer Zeit die Börsenwelt auf den Kopf. Mittels ausgefeilter Algorithmen versuchen sie in Bruchteilen von Sekunden minimale Kursschwankungen gnadenlos auszunützen. Inzwischen kommen über 60 Prozent des Handelsvolumens an der New York Stock Exchange aus diesem Hochfrequenzhandel. Jetzt will die US-Börsenaufsicht SEC erstmals den Einfluss dieser Blitzhändler beschränken. Deren Machenschaften beunruhigen sie, sagte die SEC - Vorsitzende Mary Schapiro. Mit anderen Worten: die SEC will also die selbsternannten „Blitzkrieger“ an die Leine nehmen.

Ein Vorschlag geht dahin die Blitzhändler zu zwingen den ganzen Tag über im Handel zu bleiben, sobald sie einmal Aufträge platziert haben. Auch wolle man von den Blitzhändlern Gebühren verlangen und zwar für jeden Auftrag den sie stornieren. Nach Schätzungen des Wall Street Journal stornieren Hochfrequenzhändler zwischen 95 und 98 Prozent ihrer Aufträge; bei normalen Anlegern sind es dagegen nur zehn bis zwanzig Prozent. Der Grund für die hohe Stornierungsrate liegt natürlich darin, dass die Blitzhändler viele Aufträge lediglich deshalb platzieren damit sie den Markt nach Belieben aufmischen können, um selbigen dann zu ihren Gunsten gnadenlos manipulieren zu können. Sind dann zahlreiche Anleger den aggressiven Blitzkriegern auf den Leim gegangen wird wieder blitzschnell storniert und der Angeschmierte ist der kleine Anleger, der in Sekundenbruchteilen dadurch oftmals einen Totalverlust erleidet. Frei nach dem Motto: Den letzten beißen die Hunde.

Nur ein Beispiel dafür ist der sogenannte „Flash Crash“ vom 6. Mai 2010. Damals war der Dow-Jones-Index innerhalb weniger Minuten ohne jeden ersichtlichen Grund um mehr als 1000 Punkte eingebrochen. Kurz darauf aber erholte sich der Kurs wieder, gerade so als sei überhaupt nichts gewesen. Womit wir wieder bei der eingangs erwähnten Blitzkriegstrategie angekommen sind. Diesen Blitzkriegern gilt es also nun die gebleachten Zähne zu ziehen. Bleibt nur zu hoffen, dass sich die SEC nicht durch beschwichtigende Schmiergeldzahlungen von ihrem Vorhaben abbringen lässt. Soll ja alles schon mal vorgekommen sein. Potz Blitz!

http://www.handelsblatt.com/politik/international/us-boersenaufsicht-sec-reicht-klage-gegen-sechs-bankmanager-ein/5969846.html

http://www.handelsblatt.com/finanzen/boerse-maerkte/boerse-inside/gefaehrlicher-computerhandel-boersen-auf-speed/4480880.html

http://www.ftd.de/finanzen/maerkte/:kopf-des-tages-mary-schapiro-die-unerschrockene/50197437.html